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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Windeln nach Koma



Kleini
07.05.2013, 11:33
Hallo erstmal,

Ich war in diesem Jahr schwer krank. Nach einer Lungenentzündung dank Schweinegrippe folgte ein sog. ARDS (Lungenversagen), ich lag 5 Wochen im Koma und als ich wieder wach gemacht wurde, hatte ich auch Windeln um. Dummerweise hatte sich nach der langen Zeit eine critical illness myopathie entwickelt, also ein Rückgang der Muskulatur. Bis auf meine Finger konnte ich nichts bewegen und Kontrolle über meinen Schließmuskel hatte ich leider auch nicht. Für Urin hatte ich einen DK somit war die Windel ausschließlich für meinen Stuhlgang der, dank Abführmittel, auch noch als Durchfall rauskam.

Inzwischen bin ich aus dem Krankenhaus raus, die Frühreha habe ich auch hinter mir und warte nun auf die med. Reha. Ich mag auch noch immer Windeln, aber als ich im Krankenhaus war, war genau das für mich der reinste Horror sicherlich auch weil die Angst ab jetzt immer auf Hilfe angewiesen zu sein, durchaus hoch war.

Ich war froh, als ich die Windeln nicht mehr brauchte und wieder kontrolliert auf Toilette bzw. Bettpfanne gehen konnte. Inzwischen bin ich wieder zu hause (zumindest für kurze Zeit) und kann Windeln tragen wenn ich es will ohne darauf angewiesen sein zu müssen (Bin DL). Ich kann wieder laufen und benötige im normalen Alltag kaum noch Hilfe. Das gefällt mir deutlich besser.

Und nun habe ich noch eine Frage: Gibt es evtl. jmd. der auch mal an ARDS erkrankt war oder dem was ähnliches wiederfahren ist? Mich würde unbedingt interessieren wie lange es noch ungefähr dauern wird, bis meine Muskulatur wieder normal belastbar ist. Meine Ärzte meinten an arbeiten brauche ich vor Ende diesen Jahres bzw. Anfang nächsten Jahres nicht denken (Ich muss viel heben etc...). Aber ich weiß auch, Ärzte erzählen oft viel weshalb mir Erfahrungswerte wichtiger sind als ärztliche Meinungen.
Vielleicht hat ja der ein oder andere ähnliche Erfahrungen gemacht. Antworten entweder hier im Forum oder auch als pm. Danke schonmal...

schnulliboy
07.05.2013, 20:58
Hallo Kleini!

Zunächst kann man Dir wohl nur gratulieren, daß Du DIESE Sache überhaupt überstanden hast und jetzt auf dem Weg der Besserung bist!
Leider ist das etwas, was jedem passieren kann und es geht verdammt schnell, wie Du am eigenen Leib erleben mußtest!!!
Um es vorwegzunehmen, nein, persönliche Erfahrungen diebezüglich habe ich nicht, ABER: Ich war bis vor kurzem (mein halbs Leben) im mediz. Bereich tätig und habe entsprechend viel erlebt! Ich bin auch kein Arzt und deshalb erlaube ich mir auch, Dir zu antworten.
ARDS ist eine böse Sache und Du weißt sicher auch, daß Dein Leben "am seidenen Faden hing"! In solchen Fällen ist ein Multiorganversagen in SEHR greifbarer Nähe und dann wär`s das gewesen!!!
Um so schöner ist es, daß es Dir jetzt besser geht.
Die Rückbildung der Muskulatur ist etwas, was extrem schnell geht! Man lege sich nur mal drei Tage wegen eines fieberhaften Infektes in`s Bett und schon spürt man entsprechende Erscheinungen.
Dich mußten sie aber fünf lange Wochen im "künstlichen Koma" lassen - und das wird auf GARKEINEN Fall länger gemacht, als nötig!!!
Was dann kam, hast Du ja recht gut beschrieben.

Was die Ärzte betrifft, so muß ich Dir sagen, daß sie gut sind! Denn, sie haben Dich nicht belogen, keine falschen Hoffnungen in Dir geweckt! Damit haben sie Dir klar gesagt, wie`s weitergeht. I.d.T. dauert das so lange!
Aber: Sicher haben sie Dir auch gesagt, daß man bei solchen Prognosen nur von Erfahrungswerten ausgehen kann und daß Heilungsprozeß und Therapieerfolge ganz wesentlich vom Zutun des Patienten selbst abhängen! Je mehr Du also trainierst, um so schneller bist Du wieder fit. Allerdings solltest Du gut auf Deine Therapeuten hören, damit es auch nicht zu viel wird! Es ist eine Gratwanderung und Du wirst spüren, was geht und was nicht.
Vor allem brauchst Du Geduld. Freue Dich auch über kleine Erfolge!
Dazu wünsche ich Dir alles Glück der Welt!

Und noch etwas!!!
Alle, die hier im Forum sind, sind deshalb hier, weil sie "etwas anders" sind und deshalb schütele ich jetzt mal (als nicht DL) NICHT verständnislos mit dem Kopf, lasse das einfach mal so stehen! Aber wiederholt entdeckte ich Threads, wo speziell DL ernsthaft erwogen, bzw. schon versucht haben, eine Abhängigkeit von der Windel zu provozieren, indem sie versuchten, sich mit Gewalt inkontinent zu machen! Fetisch hin - o. her! Dennoch sollte der Kopf nicht ausgeschaltet werden und jene User sollten sich Deine Zeilen GENAU durchlesen und eventuelle Vorhaben dahingehend nochmal überdenken!!! Es gibt wohl kaum etwas Schlimmeres, als die Kontrolle über sich selbst zu verlieren!

LG!

Kleini
10.05.2013, 08:32
@schnulliboy: vielen Dank für Deine Antwort ! Geduld ist eine Tugend... die mir in manchen Angelegenheiten nicht unbedingt zugegen ist. Es ist schon wirklich nicht schön wenn einem selbst alltägliche Arbeiten wie beim Kochen, beispielsweise das Pressen von Knoblauch, plötzlich schier unmöglich erscheinen. Gefreut habe ich mich bisher über jeden Erfolg und das waren so einige. Naja, habe gerade meinen Reha Termin erfahren, ab 21.5. bin ich erstmal wieder weg. Im Gegensatz zur Frühreha darf ich in der med. Reha dann auch endlich an Geräte ran.

Die Inkontinenz erzwingen sollte niemand. So etwas kam für mich zwar auch vorher schon nicht in Frage aber jetzt kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass es nicht schön ist wenn man plötzlich darauf angewiesen ist. Ich war die ersten paar Wochen nach meinem künstichem Koma im Pflegebett inkl. Wechseldruckmatratze vollständig auf Hilfe angewiesen. Ich musste gelagert, gewaschen und gewickelt werden - wirklich nicht schön! Selbst bei der Vorstellung nur auf Windeln angewiesen zu sein, wird mir schon anders. Respekt für jeden der es muss aber ich bin glücklich, dass ich ohne auskomme bzw. sie nutzen kann wann ich will, wo ich will und wie ich will. Dieses Privileg haben einige leider nicht!